Das grenzenlose Und von Sandra Weihs

Das grenzenlose Und von Sandra Weihs

10.12.2015

Sandra Weihs, 1983 in Klagenfurt geboren, hat Sozialarbeit studiert. Ihr erster Roman „Das grenzenlose Und“ brachte Sandra Weihs den Literaturpreis der Jürgen-Ponto-Stiftung 2015 ein. hr-iNFO Büchercheckerin Syliva Schwab hat den Roman gelesen.

Worum geht es?
Die 18jährige Marie ist psychisch krank, hat einen Selbstmordversuch hinter sich und lebt in einer betreuten WG. Regelmäßig geht sie in Therapie zu einem sehr  eigenwilligen Therapeuten. Er hat mit Marie einen Pakt geschlossen. Wenn sie ein Jahr lang die Therapie durchhält, verhindert er, dass sie wieder in die Psychiatrie muss. Dann lernt Marie den 22jährigen Emanuel kennen, der einen Hirntumor hat und weiß, dass er sterben wird. Die beiden planen, sich gemeinsam das Leben zu nehmen.

Wie ist es geschrieben?
Sandra Weihs Roman ist lebendig, voller frischer Bilder und ungewöhnlicher Perspektiven. Diese frühreife, hochsensible und mit allen therapeutischen Wassern gewaschene junge Frau nimmt kein Blatt vor den Mund. Sie kann sehr ernst und zärtlich erzählen. Die Dialoge mit ihrem Therapeuten oder mit ihren Freunden in der Bar oder im Bett sind dagegen witzig, drastisch, manchmal auch unverschämt.

„Braucht es heute wirklich dieses Spiel? Muss ich dich tatsächlich anflehen, damit du darüber sprichst? Sind wir nicht schon weiter als am Anfang? Aber ich tue es für dich, liebe Marie! Und er schiebt den Tisch beiseite, geht auf die Knie, jammert über die körperlichen Wehwehchen des Alters und fleht mit bittend gefalteten Händen: Oh, Marie, liebste Marie, lass mich teilnehmen an deinem Leid! Dann schiebt er sich die Brille mit dem Mittelfinger zurück auf die Nasenwurzel, und auf seinem Gesicht steht Fuck you, nur kurz, damit ich ihn auch richtig verstehe.“

Wie gefällt es?
Ich habe diesen Roman gerne gelesen. Er ist tiefsinnig und unterhaltend zugleich. Einen Kritikpunkt habe ich allerdings. Sandra Weihs hat ein bisschen zu viel Leid hineingepackt. Da haben wir es nicht nur mit Selbstmord und Hirntumor zu tun. Emanuels Eltern sind zudem bei einem Autounfall ums Leben gekommen und eine Freundin von Marie verliert ihre Mutter durch Krebs. Viel Tragik, um Marie die Kostbarkeit des Lebens klar zu machen. Dazu kommt eine gewisse Vorhersehbarkeit.  Die positive Wende am Schluss gehört doch eher zum Genre der Jugendliteratur.

hr-iNFO

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gebundenes Buch, 192 S.
Sprache: Deutsch
FVA-Frankfurter Verlagsanstalt GmbH
ISBN: 9783627002206